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Was futtern die eigentlich? - Teil 2

  • Autorenbild: Joel
    Joel
  • 10. Apr. 2018
  • 6 Min. Lesezeit

Nun wissen wir was Ameisen alles fressen, und wie sie darankommen. In der Haltung ist es einfacher für die Ameisen an Futter zu kommen, da wir ihnen das Futter praktisch vor die Nase legen. Dabei ist aber einiges zu beachten und man kann das Ganze auch etwas interessanter gestalten. Dabei kann man unterschiedlichstes ausprobieren und austesten.

Wie in der Natur brauchen die Ameisen auch in der Haltung Kohlenhydrate und Proteine, ist ja logisch. Nur haben wir mehr Möglichkeiten als die meisten Kolonien in der Natur. So kann man sich durch viele Lebensmittel durchtesten und gucken was die Ameisen lieber mögen und was so gar nicht geht. Das ist von Art zu Art aber auch von Kolonie zu Kolonie unterschiedlich. Wenn meine Camponotus ligniperdus Kolonie zum Beispiel Mehlwürmer gerne annimmt, heißt es nicht das eine andere Camponotus ligniperdus Kolonie auch die Mehlwürmer gerne nimmt bzw. überhaupt annimmt.


Kohlenhydrate:

Bei den Kohlenhydraten ist es ziemlich einfach. Honigwasser und Zuckerwasser. Den Honig sollte man 1:1 mit Wasser mischen, da er sonst zu dickflüssig ist. Verdünnt ähnelt er auch dem Honigtau der Blattläuse. Zuckerwasser ist auch schnell gemacht. Dort reicht ein altes Marmeladenglas mit heißem Wasser und Zucker. Man sollte so viel Zucker nehmen bis das Wasser leicht dickflüssig ist. Hier auch zu beachten das Ganze nicht zu dickflüssig werden zu lassen. Aber auch da muss man gucken welche Variante die eigene Kolonie annimmt. Einige nehmen Honigwasser gerne andere Zuckerwasser. Ein weiterer Vorteil des verdünnten Honigs ist, dass dieser besser zu portionieren ist. So kann man das Honig-/Zuckerwasser in einer Spritzflasche oder Spritze füllen und Tropfenweise geben. Man sollte auch nicht zu viel geben, da sich einige Arten gerne selbst ertränken und das sogar in einem zu großen Tropfen. Bei kleinen Kolonen reicht ein Tropfen am Tag, wenn überhaupt. In der Haltung muss man immer beobachten und sich nach den Ameisen richten. Zuviel füttern ist nur verschwenderisch, da man den Rest wegwerfen muss. Und lieber öfters nachreichen als zu viel wegschmeißen.

Wenn man mal länger nicht zuhause ist, kann man das Zucker-/Honigwasser auch in größeren Mengen anbieten. Dafür sollte man aber eine Tränke benutzen oder ähnliches. Ich habe kleine leere Futterröhrchen aus dem Antstore, die ich dafür benutze. Einfach das Zucker-/Honigwasser in das Röhrchen füllen und vorne Watte rein. Das gleiche Prinzip wie bei den Reagenzglasnestern mit dem Wassertank. Eine Tränke kann man auch gut aus einem Hustensaftbecher basteln. Funktioniert genauso. Einfach füllen und mit Watte abdecken bzw. die Watte durchtränken. Dabei kommt es aber auch auf das Klima in der Arena an. Ist es trocken, so kann eine Tränke auch mal austrocknen, ist es feuchter, kann das Zucker-/Honigwasser flüssiger werden. Dabei sind dann die Tanks wie im RG besser geeignet. Diese Methode kann man aber nicht nur benutzen, wenn man länger nicht füttern kann, sondern auch als ganz normale Methode. Ich benutze momentan das Futterröhrchen. Bei Tropfen kann man natürlich besser beobachten wie sich die Ameisen drum herum versammeln und alle trinken. Aber das ist auch eher bei größeren Kolonien der fall. Wenn die Kolonie noch klein ist, wird man ab und zu mal ein zwei Arbeiterinnen am Tropfen sehen. Das meiste passiert nachts.

Ab und An kann man auch mal etwas Obst probieren, wie Äpfel, Bananen, Kiwis usw. Da aber auch drauf achten nicht zu viel. Marmelade ist auch einen Versuch wert, aber dabei achten das keine Zitronensäure enthalten ist. Das mögen Ameisen nicht.


Proteine:

-Mehlwürmer:

Mehlwürmer gibt es in fast jedem Zoofachhandel, die Zucht ist auch ziemlich leicht. Einige Arten nehmen lieber die Puppen andere die Larven. Die Käfer werden meiner Erfahrung nach kaum genommen, aber das liegt wohl mehr an meinen Kolonien. Die Käfer sind auch etwas schwieriger für kleinere Arten oder Kolonien. Der Panzer der Käfer ist schwieriger zu durchzukriegen und daran scheitern die Ameisen dann. Kolonien mit Major Arbeiterinnen hätten damit weniger Probleme. Aber man kann die Käfer auch in zwei Hälften schneiden, dann können die Ameisen das Innere fressen ohne viel Arbeit zu haben. Generell ist es einfacher die Mehlwürmer, Puppen und Käfer durchzuschneiden um den Ameisen das Fressen zu vereinfachen.

Vor dem füttern sollte man die Mehlwürmer oder Puppen mit kochendem Wasser überbrühen. So sterben diese schnell und es tötet Milben ab (Wenn vorhanden). Zudem werden die Enzyme im Darmtrakt der Mehlwürmer abgetötet. Wenn man das nicht macht, werden die Mehlwürmer nach dem sterben schnell schwarz und sind nicht mehr für alle Arten schmackhaft. Lasius niger hat damit kein Problem gehabt. Die haben die Mehlwürmer genommen wie ich sie angeboten habe, ob schwarz oder nicht, Hauptsache Proteine.

Zu den Mehlwürmern gibt es unter Futtertiere auch noch eine extra Seite mit einem Zuchttagebuch, wer sich dafür interessiert.


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Mehlwürmer, Puppe & Käfer - Tenebrio molitor

-Schaben:

Schaben werden in wenigen Zoofachgeschäften angeboten und eher in den größeren, da sollte man besser online bestellen. Online bekommt man gut 200 Schaben für 5 Euro, wenn man sie Züchten will ist das ein guter Anfang. Aber auch zum Verfüttern sind diese geeignet. Einfach überbrühen und einfrieren. Sie sind Nahrhafter als andere Futtertiere und haben zudem noch weniger Fett. Auch der Panzer ist leichter zu durchbeißen, weshalb die Schaben meist ganz auseinandergenommen und ins Nest getragen werden.

Das vermehren der Schaben ist auch ziemlich einfach. Man sollte aber drauf achten, dass man die Schaben vorher überbrüht oder einfriert, da lebende auch entkommen können und dann hat man eine Schaben Invasion in der Arena. Die am häufigsten genommenen Schaben sind die Argentinische Waldschabe und die Schokoschabe. Wobei die Waldschabe einen festeren Panzer hat und die Ameisen da etwas mehr dran zu „knabbern“ haben.

Speziell zur Schokoschabe wird es bald auch eine Extra Seite unter Futtertiere geben. Da ich diese Art selber verfüttere, werde ich da auch eine Zucht starten, wenn alles gut läuft.


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Schokoschabe - Shelfordella lateralis

-Steppengrillen/Heimchen:

Steppengrillen (links) und Heimchen (rechts) sind in jedem Zoofachhandel zu kaufen, da Reptilien aller Art diese Insekten fressen. Der Nachteil daran ist allerdings, dass diese laut sind und sehr weit springen können. Steppengrillen sind einfacher zu handhaben als Heimchen, da diese nicht so weit springen. Auch hier überbrühen und reinlegen. Zerlegen muss man diese nicht extra. Eine Zucht ist auch hier nicht zu anspruchsvoll, allerdings schwieriger aufgrund der Sprungaktivität und auch das Zirpen ist auf Dauer eher nervig. Ich selber verfüttere keine, weil mir das zu heikel ist. Eventuell probiere ich es mal aus indem ich diese für einige Minuten ins Eisfach lege, damit sie Träge werden und hoffentlich nicht mehr wild rumspringen.


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Steppengrille - gryllus assimilis



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Heimchen - Acheta Domesticus







-Fliegenmaden, Fliegenpuppen & Fliegen:

Fliegenmaden und Puppen sind wohl besser geeignet bzw. besser zu beschaffen als Fliegen. wobei die Puppen nicht von allen Arten als Beute angesehen werden. Die Puppen der Mehlkäfer zucken nämlich, wenn man sie berührt, die Fliegenpuppen nicht. Kleine Kolonien werden davon "satt" bei großen Kolonien muss man schon größere Mengen verfüttern. Diese kann man eher in Angelfachgeschäften oder im Internet bestellen. Es gibt aber auch extra als Futtertiere gezüchtete Formen von Fliegen. Terflys sind Stubenfliegen mit verkrümmten Flügeln. Diese wurden so gezüchtet, dass sie nicht mehr fliegen können, auch das Sehvermögen ist bei dieser Art so gut wie gar nicht vorhanden. Sie können nur noch zwischen Hell und Dunkel unterscheiden. Da diese Art nicht fliegen kann, springt sie etwas rum, wenn sie flüchtet. Aber das Einfangen ist trotzdem um einiges einfacher als bei normalem Stubenfliegen. Die Zucht lohnt sich da eher weniger, weil diese Mutation rezessiv ist und somit nicht fest „verankert“ ist. Wenn also in die Dose eine Wildform kommt und sich fortpflanzt, sind die Nachkommen normale flugfähige Stubenfliegen. Aber auch so kann es immer mal vorkommen das „normale“ Fliegen dabei rauskommen, die diese Mutation nicht haben. Diese müsste man dann direkt aussortieren. Auch Drosophila ist gut geeignet. Das sind Fruchtfliegen die auch flugunfähigen Arten hat. Diese Zucht ist einfacher und lohnenswerter. Diese bleiben flugunfähig und sind einfach zu Züchten. Diese zu verfüttern ist auch durch kurzes runterkühlen gut möglich. Für Ameisen sollte man diese dann direkt überbrühen, weil sonst die fliegen in der Arena rumspazieren. Bei Drosophila sollte man aber auf Grund der Größe etwas mehr verfüttern.


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Ausnahmen bilden Blattschneider- und Ernteameisen.

Blattschneiderameisen züchten ihren Pilz, der sie versorgt. Ernteameisen sammeln in großen Mengen Körner und Samen, die sie zu Ameisenbrot verarbeiten. In der Haltung kann man Vogelfutter nehmen, aber auch Reis, Haferflocken, Nüsse, zerkleinerte Erbsen und sogar Paprikasamem. Da nehmen selbst kleine Kolonien schon riesige Mengen an Körnern an. Größere Samen und Kerne kann man auch mit einem Löffel zerquetschen oder mit einer Kaffeemühle zerkleinern. Bei Blattschneiderameisen gehen Brombeerblätter, die gerne angenommen werden. Aber davon dann auch Sehr viel.

Wer mehr experimentieren und herausfinden will was seine Kolonien so fressen, der kann auch mal rohes Fleisch anbieten, oder Eier zum Beispiel. Zu Ostern gibt es für meine Kolonien Jedes Jahr etwas Ei.

Abschließend sollte man noch sagen, dass es wichtig ist woher das Futter kommt. Einige Futtertiere muss man überbrühen, andere weniger. Wenn man Insekten aus der Natur sammelt, kann man die auch mal bedenkenlos verfüttern. Aus dem Fachhandel könnten Milben dran sein, diese sollte man überbrühen. Oder wenn man sie Züchtet, dann kann man sich bei guter Pflege sicher sein das diese Futtertiere frei von Milben sind. Bei Pflanzen, Samen und Kerne sollte man immer drauf achten das diese unbehandelt sind.

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