
Winterruhe bei Ameisen
Insekten kommen ursprünglich aus den warmen Regionen dieser Erde. Um nun in unseren Breitengraden zu überleben, mussten diese sich anpassen und Methoden entwickeln um den Winter zu überstehen. Die Winterruhe ist dabei eine sehr gute Methode. Hier werde ich jetzt auf die Winterruhe in der Haltung eingehen, da dort einiges zu beachten ist. Wichtige Infos über die Winterruhe allgemein, bzw. in der Natur gibt es aber auch.
Wozu eigentlich Winterruhe? Eigentlich ganz einfach! Im Winter gibt es kaum bis keine Nahrungsquellen zum anderen sind Insekten wechselwarm, was heißt, dass sie die Umgebungstemperatur annehmen. Im Winter ist es kalt und Insekten sind somit auch „kalt“. So wird der Stoffwechsel runtergefahren. Das zu vertiefen wäre aber zu viel. Nur so viel: Im Winter sind Insekten langsamer bzw. erstarren gänzlich. Also ist eine Winterruhe notwendig. Außerdem brauchen einheimische Ameisenarten eine Winterruhe, damit die Entwicklung der Kolonie normal weiterläuft. Denn die Königin legt das ganze Jahr über Eier um das Wachstum voranzutreiben und das verbraucht viel Energie. Damit die Königin sich davon ausruhen kann und im nächsten Jahr wieder voll durchstarten kann, ist die Winterruhe ziemlich wichtig und sollte auch nicht ausgelassen werden. Denn die Königin könnte im Folgejahr weniger Eier legen und ihre Lebenserwartung sinkt auch mit ausgelassener Winterruhe.
Aber nicht nur die Temperatur spielt eine Rolle bei der Winterruhe. Ameisen gehen nicht automatisch in Winterruhe, wenn es mal kälter wird. Nahrungsangebot und Licht spielen auch eine wichtige Rolle. Das sind die sogenannten exogenen Faktoren. Das sind äußere Einflüsse, nach denen sich die meisten Arten richten. Also wenn es im Herbst kälter wird und die Sonne nicht mehr so lange scheint, bereiten sich die Ameisen auf die Winterruhe vor. Großartig auf Nahrungssuche werden sie auch nicht mehr gehen, da sie kaum bis keine Nahrung mehr finden. Einige Arten richten sich aber nicht nach den äußeren Einflüssen, sondern haben eine Art innere Uhr wonach sie in die Winterruhe gehen. Dabei kann es auch noch warm und länger hell sein, oder es kann noch mehr als genug Nahrung gefunden werden. Sobald die Kolonie meint, dass es Zeit für die Winterruhe ist, bereiten diese sich darauf vor. Das wären dann endogene Einflüsse. Diese Einflüsse sind bisher aber kaum bis gar nicht erforscht.
Nun ist es kalt und es gibt kaum noch Futter, wie bereiten sich die Ameisen vor? Viel Vorbereitungen treffen die Kolonien nicht. Die Arbeiterinnen entleeren ihren Kropf und Darm, die Larven verlieren Wasser. Durch diesen Prozess werden die Körperflüssigkeiten eingedickt und der Gefrierpunkt der Flüssigkeiten wird herabgesetzt. Dadurch können die Ameisen sogar Minusgrade über einige Zeit gut überstehen. Die Larven gehen mit in die Winterruhe, Eier und Puppen überleben den Winter nicht. Nun wird versucht die Eier noch schlüpfen zu lassen und die Puppen auch. Die Larven selbst entwickeln sich dann auch nicht mehr weiter. Es macht ab einem bestimmten Punkt keinen Sinn mehr, die Kolonie noch weiter warm zu halten, damit die Larven sich noch verpuppen und schlüpfen. Wenn die Larven sich schon auf den Winter vorbereitet haben, dann passiert da auch nicht mehr viel. Einzige Ausnahme dieser Regel sind Waldameisen, also Formica. Diese überwintern komplett ohne Brut.
In der Haltung sollte man die Ameisen Anfang Oktober langsam kühler stellen. Das heißt aber nicht, vom warmen 20 Grad Zimmer direkt in den Kühlschrank. Man sollte die Temperaturen langsam immer weiter runterschrauben, bis die Kolonie dann komplett in ihr Winterquartier zieht. Der Kühlschrank ist eine gute Möglichkeit um eine konstante Temperatur über den Winter zu gewährleisten, allerdings besteht dort die Gefahr von Austrocknung. Der Balkon oder die Garage sind bessere Orte für die Winterruhe. Dort haben die Ameisen naturnahe Temperaturen und laufen nicht Gefahr auszutrocknen. Jedoch sollte man da auch drauf achten, dass sie geschützt stehen und das RG dann leicht schräg liegt. Damit das Wasser über den Winter nicht das ganze Nest flutet. Der Keller ist auch eine Möglichkeit, jedoch muss man da dann drauf achten, dass der Keller nicht zu warm ist und Temperaturen unter 10 Grad hat. Bevor man die Kolonie dann endgültig in die Winterruhe steckt, sollte man den Wassertank noch einmal auffüllen, bzw. ein RG mit großem Wassertank anbieten. Gefüttert wird gar nicht mehr. Wenn dann alles vorbereitet ist, stellt man die Kolonien an den gewünschten Ort und das wars eigentlich. Alle paar Wochen sollte man den Wassertank kontrollieren und gegebenenfalls nachfüllen. Bis Mitte / Ende März bleiben die Kolonien in der Winterruhe.
Zum Ende der Winterruhe geht man wie zu Beginn vor. Man „gewöhnt“ die Kolonien erst an die steigenden Temperaturen. Je nachdem wo die Ameisen über den Winter gelagert wurden, erledigt sich diese Aufgabe auch von selbst. Danach kann man die Kolonien wieder reinholen und erstmal einen ordentlichen Schluck Zuckerwasser und was Ordentliches für die Larven anbieten. Dann sollte es auch nicht mehr lange dauern, bis die Königin wieder mit dem Eier legen beginnt.
Viele haben nicht die Geduld, solange ohne ihre Kolonien zu überstehen und verkürzen die Winterruhe oder gucken immer wieder nach. Das ist auch nicht ratsam, da die Entwicklung der Kolonie dadurch ebenfalls beeinträchtigt wird. Mindestens 4 Monate sollte die Kolonie schon in Winterruhe sein, für die ganz ungeduldigen. Aber wer seine Ameisen artgerecht halten möchte, der bringt auch die Geduld auf. Und für ganz Ungeduldige gibt es noch die Exoten, die man das ganze Jahr lang beobachten kann.