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Futter

Ameisen zu füttern ist nicht schwer, denn die Nahrung die sie brauchen ist recht übersichtlich. Die Arbeiterinnen und Königin brauchen Kohlenhydrate und die Brut Proteine. Aber auch die Königin braucht Proteine. Zwar ist der Anteil nur sehr gering, aber ohne Proteine kann sie keine Eier legen.

Auf dieser Seite werde ich euch erklären, wie sich die Ameisen in der Natur ernähren, und wie sie an die Kohlenhydrate und Proteine rankommen. Dabei gibt es unterschiedliche Mittel und Wege und einige Arten haben ganz besondere Varianten der Futterbeschaffung. Aber auch zu den Kohlehydraten in der Haltung werde ich euch hier alles erzählen. Die Proteine in der Haltung werden meist in Form von Futtertieren gegeben. Diese werde ich auf einer extra Seite genauer behandeln, da man Futtertiere auch züchten kann und ich das auch teilweise mache. Es gibt noch spezielle Futterquellen und auch andere Proteinquellen, die werde ich hier auch kurz erwähnen.

Ernährung in der Natur

Die Kohlenhydrate finden die Ameisen in Pflanzensäften. Um an die Säfte zu kommen gibt es zwei Wege. Blattläuse und extraflorale Nektarien. Zu den beiden Methoden gibt es weiter unten mehr Infos.

Ernteameisen bekommen diese in Form von Ameisenbrot. Dafür sammeln die Arbeiterinnen Körner und Samen, die sie dann in einer Kornkammer lagern und mit Speichel zu Ameisenbrot verarbeiten. Das Ameisenbrot dient im Winter als Nahrung, da es zu dieser Zeit keine Körner mehr gibt. Wie bei uns Menschen. Wir ernten das Getreide und verarbeiten es dann zu Brot für die Wintermonate, in denen es keine anderen Beeren, Früchte oder Gemüse gibt. Zumindest früher. Das Interessante dabei ist, dass die Ameisen das schon seit Millionen von Jahren so machen. Gleiches gilt für die Haltung von Blattläusen, die unseren Kühen ähneln. Aber dazu gibt es weiter unten noch genaueres.

Proteine bekommen die Ameisen durch Arthropoden (Gliederfüßer). Entweder werden schon tote Tiere genommen oder aber auch lebende gejagt. Das hängt von mehreren Faktoren ab. Einige Arten jagen grundsätzlich ihre Beute, andere bevorzugen Aas und jagen eher selten bis gar nicht. Aber auch die Größe einer Kolonie hängt davon ab, denn eine kleine Kolonie wird kaum jagen gehen, eine große Kolonie kann auch schon mal kleinere, oder große geschwächte Insekten jagen. Die tropischen und subtropischen Arten sind eher dazu geneigt zu jagen, das auch in kleinerer Kolonie. So werden auch Schadinsekten vernichtet, was wieder gut für die Umgebung ist. Aber auch Skorpione, Spinnen und Schlangen werden von großen jagenden Kolonien gefressen, wobei das auch eher zu den Ausnahmen gehört und von Aggressiveren Arten gemacht wird.

 

Beschaffung und Verteilung der Nahrung

Kleine Kolonien trauen sich noch nicht weit aus dem Nest, deshalb wird in der nahen Umgebung des Nestes nach Nahrung gesucht. Ist eine Nahrungsquelle, wie ein totes Insekt oder eine Blattlauskolonie, gefunden so begutachtet die Arbeiterin ob diese in Ordnung ist (keine Gifte oder ähnliches) und dann wird die Nahrung aufgenommen. Auf dem Weg zurück ins Nest wird eine Duftspur aus Pheromonen gelegt. Andere Arbeiterinnen folgen dieser Spur, nehmen was von der Quelle auf und legen die gleiche Duftspur wieder zurück zum Nest. So wird die Spur immer intensiver und bei größeren Kolonien entstehen langsam eine Ameisenstraßen. Bei kleineren Kolonien sind meist nur einzelne Ameisen die zum Futter gehen, da sind Ameisenstraßen eher selten zu beobachten. Besonders gut bei Blattschneiderameisen und Ernteameisen zu sehen. Da werden die Straßen schon mal sehr lang und man kann sie gut beobachten.

Wenn eine Ameise eine andere an den Fühlern berührt, würgt diese aus ihrem Kropf (sozialer Magen) vorhandene Nahrung hervor, die von der anderen Arbeiterin aufgenommen wird. Auf diese Art kann eine Nahrungsquelle in weniger als einer halben Stunde auf alle Arbeiterinnen der Kolonie verteilt werden. Da so alle Arbeiterinnen gleich genährt sind, haben alle den gleichen Bedarf an Nahrung und suchen gezielter nach bestimmten Quellen. Sollte eine Kolonie genug Nahrung haben, so stellen sie die Suche ein. Wenn die Kolonie viel Brut hat, wird auch viel an Proteinen gebraucht und es wird Notfalls alles genommen was zu finden ist. Solange es natürlich nicht schädlich für die Kolonie ist. Es gibt auch einige Arten die keinen sozialen Magen haben und somit muss jede Arbeiterin ihren Bedarf selber decken oder die Arbeiterinnen tragen Tropfen zu anderen Arbeiterinnen. Einige Arten ohne sozialen Magen bringen ihre Larven zu den Beutetieren hin, wo diese selbst fressen können.

Dracula Ameisen sind da nochmals ein besonderer Fall. Diese ernähren sich indem sie die eigenen Larven anritzen und die Flüssigkeiten trinken. Zu diesen Arten möchte ich aber noch einen gesonderten Beitrag erstellen.

 

Ernährung in der Haltung

In der Haltung hat man bei der Ernährung der Ameisen viel mehr Möglichkeiten. Man kann verschiedenste Futtertiere ausprobieren, aber auch andere Lebensmittel können angeboten werden. Von Obst und Gemüse, über Eier und Marmelade bis hin zu Jellys ist vieles möglich. Wobei man es nicht übertreiben sollte und Artgerecht füttern sollte. Anfangs kann man sich durch verschiedene Sachen durchprobieren und herausfinden, welches Futter die eigene Kolonie gerne annimmt. Dabei muss man auch beachten nicht zu viel zu geben. Kleine Kolonien brauchen mal hier eine Fruchtfliege, mal da ein Tropfen Zuckerwasser, große hingegen können auch mal mehrere Schaben am Tag verschlingen. Große Messor Kolonien haben kein Problem damit  1 Kg Samen zu lagern. Da muss man sich nach der Kolonie richten. Insekten die nach zwei Tagen nicht weg sind, sollten entfernt werden. 

Kohlenhydrate:

Bei den Kohlenhydraten ist es ziemlich einfach. Honigwasser und Zuckerwasser. Den Honig sollte man 1:1 mit Wasser mischen, da er sonst zu dickflüssig ist. Verdünnt ähnelt er auch dem Honigtau der Blattläuse. Zuckerwasser ist auch schnell gemacht. Dort reicht ein altes Marmeladenglas mit heißem Wasser und Zucker. Man sollte so viel Zucker nehmen bis das Wasser leicht dickflüssig ist. Hier auch zu beachten das Ganze nicht zu dickflüssig werden zu lassen. Aber auch da muss man gucken welche Variante die eigene Kolonie annimmt. Einige nehmen Honigwasser gerne andere Zuckerwasser. Ein weiterer Vorteil des verdünnten Honigs ist, dass dieser besser zu portionieren ist. So kann man das Honig-/Zuckerwasser in einer Spritzflasche oder Spritze füllen und Tropfenweise geben. Man sollte auch nicht zu viel geben, da sich einige Arten gerne selbst ertränken und das sogar in einem zu großen Tropfen. Bei kleinen Kolonen reicht ein Tropfen am Tag, wenn überhaupt. In der Haltung sollte man immer beobachten und sich nach den Ameisen richten. Zuviel füttern ist nur verschwenderisch, da man den Rest wegwerfen muss. Und lieber öfters nachreichen als zu viel wegschmeißen.

Wenn man mal länger nicht zuhause ist, kann man das Zucker-/Honigwasser auch in größeren Mengen anbieten. Dafür sollte man aber eine Tränke benutzen oder ähnliches. Ich habe kleine leere Futterröhrchen aus dem Antstore, die ich dafür benutze. Einfach das Zucker-/Honigwasser in das Röhrchen füllen und vorne Watte rein. Das gleiche Prinzip wie bei den Reagenzglasnestern mit dem Wassertank. Eine Tränke kann man auch gut aus einem Hustensaftbecher basteln. Funktioniert genauso. Einfach füllen und mit Watte abdecken bzw. die Watte durchtränken. Dabei kommt es aber auch auf das Klima in der Arena an. Ist es trocken, so kann eine Tränke auch mal austrocknen, ist es feuchter, kann das Zucker-/Honigwasser flüssiger werden. Dabei sind dann die Tanks wie im RG besser geeignet. Diese Methode kann man aber nicht nur benutzen, wenn man länger nicht füttern kann, sondern auch als ganz normale Methode. Ich benutze momentan das Futterröhrchen. Bei Tropfen kann man natürlich besser beobachten wie sich die Ameisen drum herum versammeln und alle trinken. Aber das ist auch eher bei größeren Kolonien der fall. Wenn die Kolonie noch klein ist, wird man ab und zu mal ein zwei Arbeiterinnen am Tropfen sehen. Das meiste passiert nachts.

Ab und An kann man auch mal etwas Obst probieren, wie Äpfel, Bananen, Kiwis usw. (Ungespritzt). Da aber auch drauf achten nicht zu viel. Marmelade ist auch ein Versuch wert, aber dabei darauf achten das keine Zitronensäure enthalten ist oder nur in sehr geringen Mengen, da dies meist nicht zu vermeiden ist. Das mögen Ameisen nicht.

Proteine:

Bei Proteinen gibt es viele Möglichkeiten. Man kann Mehlwürmer, verschiedenste Schabenarten, sowie Heimchen, Steppengrillen und viele andere Insekten verfüttern. Einfach mal raus gehen und gucken was einem so über den Weg läuft. Zuhause hat man sicher immer mal die ein oder andere Fliege rumschwirren und auch Spinnen finden sich immer wieder mal. Man kann aber auch mal ein Stück Schinken oder Fleisch ausprobieren, genau so wie Eier. 

Zu den einzelnen Futtertieren wird es mit der Zeit eine spezielle Seite geben. Dort kann man alles wichtige zu den Futtertieren lesen und wenn ich diese Futtertiere züchte, gibt es dort auch ein kleine Zucht Tagebuch. Einen kleinen Blogeintrag zu den einzelnen Futtertieren wird es dann auch geben. Einige Tage danach wird eine Seite zu dem Futtertiere erstellt, auf der man dann alles nochmal nachlesen kann.

Wasser:

Eigentlich nicht nennenswert, aber trotzdem wichtig. Man sollte immer eine kleine Tränke mit Wasser anbieten. In den RG's ist meist ein Wassertank drin, der die Ameisen mit Wasser versorgt. Wenn die Kolonie in das Endnest umgezogen ist, kann man auch weiterhin ein RG als Tränke benutzen. Oder man bastelt sich selber eine. Wie mit dem Honig- & Zuckerwasser. Größere Kolonien können sich später auch selbst mit Wasser versorgen, bis dahin sollte man darauf achten das Nest ab und zu mit Wasser zu versorgen. Aber dabei ist zu beachten. Weniger ist Mehr. 

 

Nun einige besondere Nahrungsquellen:

-Lauszucht

Viele europäische Arten halten Pflanzenläuse als Vieh und melken diese regelmäßig. Ähnlich wie wir Menschen Kühe halten und melken. Nur das die Ameisen das schon ein paar Millionen Jahre so tun und somit schon lange bevor der Mensch überhaupt daran gedacht hat Tiere zu halten und davon zu profitieren. Sie beschützen die Pflanzenläuse und tragen diese zu frischen Pflanzen, damit sie immer genug Futter haben. So können die Ameisen immer Honigtau "melken", also den Kot der Läuse aufnehmen (Bienen benutzen auch den Honigtau für ihren Honig). Dafür streicheln die Ameisen die Läuse mit ihren Fühlern und regen diese damit an, den Honigtau abzugeben. Im Winter werden von einigen Kolonien die Muttertiere und Eier ins Nest getragen um diese über den Winter auch zu schützen, statt sich im Frühjahr neue zu suchen. Einige Arten halten Wurzelläuse im Nest. Damit ist der Weg zu den Kohlehydraten noch kürzer und sicherer. Voraussetzung dafür sind natürlich Wurzeln im Nestbereich.

Wenn man einen Garten hat, indem eine Lasius niger Kolonie lebt, so kann man mit etwas Glück das ganze Schauspiel beobachten. Auch in der Haltung ist das möglich, allerdings nicht dauerhaft. Die Pflanzenläuse würden sich zu sehr vermehren und die Pflanzen in der Arena zerstören. Eine Lösung dafür wäre eine befallene Pflanze zu suchen und den Teil mit den Läusen abzuschneiden. Diesen Ast kann man dann einfach in die Arena packen. Eventuell sollte man diesen Ast an der Schnittstelle befeuchten, damit er nicht so schnell austrocknet. Mit etwas Glück kann man seine Kolonie dann dabei beobachten wie sie die Läuse melken.

-Pilzzucht

Die Ameisengattungen Atta und Acromyrmex haben eine besonders bemerkenswerte Art der Nahrungsbeschaffung entwickelt. Diese gehören zum Tribus der "Attini" (Blattschneider). Sie kommen ausschließlich in den tropischen Regionen Süd- und Mittelamerikas vor. Diese Ameisen schneiden grünes Blattwerk von den Bäumen und tragen diese Blattstückchen in ihr Nest.

Die Blätter werden aber nicht von den Arbeiterinnen gefressen, sondern sie zerkleinern die Blätter und züchten so einen Pilz. Viele der Kohlenhydrate nehmen die Ameisen aber beim Zerkleinern der Blätter auf, da dort Pflanzensaft austritt und dieser ist Zuckerhaltig.

Diese Symbiose ist soweit fortgeschritten, dass der Pilz ohne seine Ameisen nicht existieren könnte und umgekehrt.

-extraflorale Nektarien

Viele Pflanzen, auch in der mitteleuropäischen Flora, sondern auch außerhalb der Blütezeit Nektar in extrafloralen Nektarien ab. Das sind Drüsen, die außerhalb der Blüten ("extrafloral") an verschiedenen Pflanzenteilen angelegt sind. Die süßen Sekrete werden von Ameisen aufgesucht und aufgesammelt. Während sie die Pflanze belaufen, stoßen sie auch auf Fressfeinde der Pflanze, oder z. B. deren Eier, und befreien die Pflanze von ihren Schädlingen.

-Samen und Körner

Diese Gattungen ernähren sich Hauptsächlich von Samen und Körner.

Arten dieser Gattungen sammeln nur einige bestimmte Samen, ernähren sich aber nicht Hauptsächlich davon. 

Die bekannteste Art, von der viele mit Sicherheit schon gehört haben wenn sie sich für Ameisen interessieren, ist die Messor barbarus. Diese ernährt sich zum größten Teil von den Samen und Körnern die sie den ganzen Tag über sammeln und auf großen Ameisenstraßen ins Nest tragen. Bei Ernteameisen kann man auch mal Erdnüsse, Erbsen, Walnüsse und viele andere ausprobieren. Bei kleineren Kolonien kann man die größeren Samen zerkleinern, größere Kolonien haben Major Arbeiterinnen, die auch mit großen Samen gut klar kommen. 

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