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Gründung/ Vermehrung

Viele fragen sich, wie eine Ameisenkolonie entsteht. Ich werde euch hier mal erläutern wie das ganze abläuft. Dabei erkläre ich euch die Vermehrung, sowie die verschiedenen Gründungsformen bei Ameisen. Somit werde ich hier mehrere Themen die zusammenhängen gleichzeitig behandeln. So gehe ich Schritt für Schritt von der Jungkönigin bis hin zur Aufzucht von Geschlechtstieren vor. Ihr werdet sehen, dass alles ein einziger Kreislauf ist.

 

Aller Anfang ist schwer…

Zu Beginn gibt es nur eine einzige Jungkönigin, die bei ihrem Hochzeitflug/Schwarmflug von mehreren Männchen begattet worden ist. Diese landet und reißt sich ihre Flügel ab. Die Flügel braucht sie nicht mehr, da sie im Idealfall nicht mehr aus dem Nest herauskommen wird. So sucht sie sich eine passende Stelle für ihre eigene Kolonie und gräbt sich eine Gründungskammer, die sie dann wieder verschließt. Je nachdem um welche Art es sich handelt, gibt es nun verschiedene Möglichkeiten, wie die Königin gründet. Nehmen wir einfach mal an, dass unsere Königin alleine und claustral gründet.

 

Es gibt auch Arten, die mit mehr als einer Königin gleichzeitig gründen. Das nennt man dann Pleometrose. Dabei schließen sich mehrere Königinnen nach dem Schwarmflug zusammen und gründen zusammen die Kolonie. Nach der Gründungsphase entscheidet sich dann ob die Kolonie Monogyn, Polygyn oder Oligogyn ist. Wenn die Kolonie Polygyn ist, bleiben auch nach der Gründung alle Königinnen zusammen. Bei der monogynen und oligogynen Arten kann es zu Kämpfen zwischen den Königinnen kommen. Im Falle einer monogynen Art tötet eine Königin alle anderen, oder die Arbeiterinnen entscheiden sich für die einzig wahre Königin und töten die anderen Königinnen. Somit bleibt am Ende eine Königin übrig und die Kolonie ist Monogyn. Wenn es sich um eine Oligogyne Art handelt, werden sich die Königinnen räumlich aufteilen statt zusammen zu bleiben.

 

Unsere Königin hat sich nun alleine eine Gründungskammer gebuddelt und diese wieder verschlossen, da sie claustral gründet. Bis zur ersten Arbeiterin wird sie ausschließlich von ihren Reserven leben und das Nest nicht mehr verlassen. Nun beginnt sie sofort damit ihre ersten Eier zu legen und diese dann aufzuziehen.

 

Das kann allerdings je nach Art mehrere Wochen bis Monate dauern. Einige Arten gründen auch erst nach der Winterruhe im nächsten Jahr, was einige viele Monate sind, indem die Königin nur von ihren Reserven leben muss. Die Königin versucht ihre ersten Larven vor der Winterruhe aufzuziehen, weil diese mit überwintern können. Eier und Puppen schaffen das nicht. Während der ganzen Zeit muss die Königin von ihren Reserven leben und ihre Larven versorgen, weshalb sie einige unbefruchtete Eier an ihre Larven verfüttert. Diese nennt man trophische Eier. Diese derart abgeschiedene Gründung ist aber nicht für alle Arten das richtige. Meist, weil die Reserven nicht ausreichend sind. Diese Königinnen verlassen während der Gründung auch schon mal das Nest um nach Nahrung zu suchen. Diese gründen dann semiclaustral. Eine andere Art der Gründung wäre die Sozialparasitäre. Bei dieser Art der Gründung kann die Königin nicht selbst gründen und sucht sich eine fremde (meist eng verwandte) Kolonie. Durch verschiedene Methoden, wie Duftstoffe (Pheromone) dringt sie in die Kolonie ein und arbeitet sich bis zur Kammer der Königin durch. In manchen Fällen tötet diese dann die Wirtkönigin, in anderen lässt sie das von den Wirtsameisen übernehmen, die sich gegen ihre eigene Königin wenden. Die Königin hat damit schon eine funktionierende Kolonie und fängt an Eier zu legen. Das geht so weit bis zum Schluss nur noch Arbeiterinnen der eigenen Art vorhanden sind.

Die ersten Eier sind nun gelegt worden und befinden sich direkt in einem der vier Entwicklungsstadien: Ei, Larve, Puppe, Ameise. Die Larven sind noch einmal in drei bis fünf Larvenstadien untergliedert, in denen sich die Larve häutet und wächst. So füttert unsere Königin ihre Larven und diese wachsen immer weiter an. Kurz bevor sie sich zur Puppe häutet, spinnt diese einen Kokon aus Spinnseide, die aus der Labialdrüse kommt. Wobei nicht immer alle Larven einen Kokon spinnen, was dann Nacktpuppen wären. Ein paar Tage bevor die Larve sich ein letztes Mal häutet und dann zur Puppe wird, entleert sie ihren Kotsack (Der dunkle Fleck am Kokon). Nun entwickelt sie ihre Beine, Fühler usw. und streift dann ihre Larvenhaut ab. Vier bis Sechs Wochen dauert die Entwicklung bei manchen Arten vom Ei bis zur fertigen Ameise.

 

Unsere erste Arbeiterin ist nun geschlüpft und der Winter steht auch kurz bevor. Nun wird das Nest zum ersten Mal geöffnet und die Arbeiterin geht auf Futtersuche. Allerdings entfernt sie sich nicht so weit vom Nest, da es noch zu unsicher ist. Sie stockt den Vorrat für den Winter auf. Mit etwas Glück schlüpfen vor der Winterruhe noch ein paar Arbeiterinnen mehr, die sich dann um die Brutpflege kümmern.  Im Oktober, wenn es sich langsam abkühlt, zieht sich die Kolonie zurück. Das Nest wird wieder verschlossen und alle Arbeiterinnen kuscheln sich zusammen, damit es warm bleibt. Während der Winterruhe bewegen sich die Ameisen kaum, sie leben von den Reserven die sie gesammelt haben. Je nachdem wie weit die Temperaturen runtergehen, fallen sie auch in eine Starre.

Ende März Anfang April, pünktlich zu Ostern, erwacht die Kolonie wieder zum Leben. Sobald es wärmer wird, rücken die ersten Arbeiterinnen aus und suchen nach Futter. Die Königin beginnt nun weiter Eier zu legen und einige Arbeiterinnen kümmern sich um die Brutpflege, tragen die Brut zu geeigneten Plätzen, füttern die Larven und helfen ihnen sich zu verpuppen und zu schlüpfen. So wächst die Kolonie immer weiter und es wird immer mehr Futter benötigt und die Kolonie wächst Jahr für Jahr weiter an. Ab einer bestimmten Größe fängt die Kolonie an Geschlechtstiere großzuziehen. Das erkennt man gut an den großen Larven. Aus befruchteten Eiern werden Jungköniginnen, aus unbefruchteten Eiern werden Männchen. Wenn es dann Zeit für den Schwarmflug wird, fliegen die Männchen und Jungköniginnen aus allen Nestern der Umgebung los. Und schon entsteht die nächste Generation. Es beginnt wieder mit einer Königin die sich einen geeigneten Platz sucht und ihre Kolonie gründet.

 

Der Schwarmflug der einheimischen Arten ist meist von Juli bis August, vor oder nach einem Gewitter. Viele von Euch haben auch sicher schon öfters Jungköniginnen gesehen. "Fliegende Ameisen"

Also wenn ihr mal eine sehen solltet, könnt ihr diese einfangen und eure eigene Kolonie gründen. Dafür braucht ihr einfach nur ein Reagenzglas mit einem kleinen Wassertank. 

Den Wassertank bekommt ihr einfach hin, indem ihr das RG mit Wasser füllt und einen kleinen Watteball bis hinten in das RG schiebt. Natürlich nur so weit, bis ein Wassertank entsteht. Je nach Art kann der Wassertank ruhig groß sein, da die Kolonie in der Gründung nicht so viel Platz braucht. Und ihr habt gerade für den Winter genug Wasser für die Kolonie. 

Danach solltet ihr das RG einfach an einem dunklen und ruhigen Ort legen und alle paar Wochen nachsehen ob die Königin schon Eier gelegt hat. 

Es kann auch sein dass die Königin nicht befruchtet ist. Meist erkennt man die befruchteten Königinnen daran, dass sie die Flügel schon entfernt hat. 

 

Jetzt habt ihr einen kleinen Einblick dafür bekommen, wie eine Kolonie gegründet wird, und welche Arten der Gründung es gibt. Zudem wisst ihr in etwa wie sich die Arbeiterinnen vom Ei aus entwickeln. Zu anderen Themen gibt es eine extra Seite.

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